Fehlbildungen der Wirbelsäule

Fehlbildungen der Wirbelsäule entstehen schon während der embryonalen Entwicklung im Mutterleib und sind zum Teil bereits bei den vorgeburtlichen Untersuchungen mittels Ultraschall oder der 3D-Diagnostik erkennbar. Doch ob eine fehlgebildete Wirbelsäule tatsächlich schon vor der Geburt diagnostiziert wird, hängt auch stark von der Ausprägung der Fehlbildung ab.

Die häufigsten Fehlbildungen der Wirbelsäule sind

  • Halbwirbel
  • Schmetterlingswirbel
  • Kippel-Feil-Syndrom („Blockwirbel“)
  • echtes Wirbelgleiten.

Natürlich gibt es weitere Fehlbildungen, die mehr oder weniger beeinträchtigende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben. Hierzu zählen zum Beispiel fehlende Wirbel, überschüssige Wirbel, sogenannte Buckelwirbel oder ein stark ausgeprägtes Hohlkreuz.

In diesem Kapitel möchten wir Ihnen einen genaueren Überblick über die vier häufigsten Wirbelsäulenfehlbildungen geben.

Gerade angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule sollten von Anfang an von einem erfahrenen Orthopäden wie Michael Roggendorf im Auge behalten werden

[f] Gerade angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule sollten von Anfang an von einem erfahrenen Orthopäden wie Michael Roggendorf im Auge behalten werden.

Der Halbwirbel

Wenn von einem Halbwirbel die Rede ist, dann lässt sich schon erahnen, um welche Art Fehlbildung der Wirbelsäule es sich handelt. Bei einem Halbwirbel ist ein Wirbelkörper nur halb angelegt und stellt somit eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Anomalie dar.

Unterliegt der Halbwirbel einer starken Ausprägung, so kann sich hieraus eine Wirbelsäulenverkrümmung, eine sekundäre Skoliose, entwickeln. Auch die Verschmelzung zweier Wirbel zu einem sogenannten Blockwirbel ist bei dieser Wirbelsäulenfehlbildung möglich.

Ausprägungen des Halbwirbels

Wenn sich ein Wirbel oder mehrere Wirbel der Wirbelsäule während der embryonalen Wachstumsphase nicht richtig entwickeln, so kann das zu verschiedenen Ausprägungen führen. Neben einer leichten Deformation des Wirbels, die sich nur an einer seitlichen Abschrägung des Wirbelkörpers erkennen lässt, gibt es auch die schwerere Form, bei der die Bogenwurzeln und die Wirbelgelenke einseitig nicht angelegt sind.

Eine leichte Anomalie der betroffenen Wirbelkörper ist häufig nur ein Zufallsbefund durch den Orthopäden, da sie den Betroffenen keine spezifischen oder oft sogar gar keine Probleme und Einschränkungen bereitet.

Ist der Halbwirbel stark deformiert und der Wirbel einseitig gar nicht vorhanden, so können neben der enormen Wirbelsäulenverkrümmung auch daraus resultierende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Probleme in der normalen Bewältigung des Alltags auftreten.

Während des weiteren Wachstums der Wirbelsäule kann sich eine erhebliche Deformität entwickeln, welche nur operativ korrigiert werden kann.

In einigen Fällen sind zwei übereinanderliegende Wirbel in „umgekehrter Keilrichtung“ deformiert. Auf diese Weise ist ein Ausgleich des Wirbelsäulenprofils möglich, wodurch eine Verkrümmung der Wirbelsäule aufgehoben werden kann.

Der Schmetterlingswirbel

Bei dem sogenannten Schmetterlingswirbel liegt eine Anomalie eines Wirbels vor, die auf Röntgenbildern wie ein Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln in Erscheinung tritt. Daher hat diese Fehlbildung der Wirbelsäule ihren einprägsamen Namen.

Auch diese Deformation eines oder mehrerer Wirbel ist angeboren und entsteht bereits in der embryonalen Phase im Mutterleib.

Bei dem Schmetterlingswirbel ist der der Mittelteil des Wirbels betroffen und weist eine Lücke zwischen der rechten und der linken Hälfte des betroffenen Wirbels auf. Somit sind die beiden Hälften nicht miteinander verbunden.

Da die äußeren Kanten des Schmetterlingswirbels die darüber oder darunter befindlichen Wirbel häufig überragen, müssen sich diese Wirbel der besonderen Form des deformierten Wirbels anpassen.

Vorkommen und Ausprägung des Schmetterlingswirbels

Der Schmetterlingswirbel kommt sowohl als alleinstehende Fehlbildung eines oder mehrerer Wirbel vor, als auch im Zusammenhang mit bestimmten Erbkrankheiten, die zu multiplen Fehlbildungen mehrerer Organ- und Köperregionen führen. Dazu zählt zum Beispiel die seltenere Erbkrankheit Alagille-Syndrom.

Auch der Schmetterlingswirbel ist in vielen Fällen eine Nebendiagnose, da diese Deformation nur selten Probleme bereitet. Ist die Verformung des Wirbels jedoch sehr stark ausgeprägt, so kann es auch zu einer Buckelbildung oder zu einer Skoliose (LINK) kommen. Dies geschieht, wenn sich ein Teil des Wirbelkörpers seitlich verschiebt und ein Spalt entsteht. In diesem Fall können auch Nervenstränge beeinträchtigt werden und Taubheitsgefühle sowie Schmerzen hervorrufen. Jedoch sind derartige Ausmaße eine Seltenheit.

Die meisten Betroffenen benötigen nach der Zufallsdiagnose des Schmetterlingswirbels durch den erfahrenen Orthopäden Micheal Roggendorf im Wirbelsäulenzentrum Friedrichshafen keine weitere Behandlung oder Therapie.

Sollten jedoch Schmerzen, Wirbelsäulenkrümmungen oder durch die Wirbelfehlbildung entstandene Haltungsschäden auftreten, so kann eine konventionelle Therapie mit speziellen Übungen und Gymnastik gute Ergebnisse erzielen.

Das Klippel-Feil-Syndrom

Beim Klippel-Feil-Syndrom handelt es sich um sogenannte Blockwirbel, die entstehen, wenn mehrere Halswirbel miteinander verschmelzen. Dies geschieht in einer frühen Embryonalphase im Mutterleib und ist eine Fehlbildung, die genetisch bedingt und daher auch nicht durch präventive Maßnahmen verhindert werden kann.

Die betroffenen Kinder haben durch diese Fehlbildung der Halswirbelsäule einen sehr kurzen Hals und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Es kann zudem zu einem Hochstand der Schultern, einer Skoliose (Verdrehung der Wirbelsäule), Anomalien der Rippen oder anderen Besonderheiten in der knöchernen Entwicklung kommen, die sich sogar auf die Zahnanlage oder die Finger auswirken können.

Das Leben mit dem Kippel-Feil-Syndrom 

Wie sehr sich diese Wirbelsäulenfehlbildung auf das Leben der Betroffenen auswirkt, hängt stark von der Ausprägung der Wirbelverschmelzung ab. In jedem Fall ist die Halswirbelsäule aber bewegungseingeschränkt und häufig leiden die Betroffenen verstärkt unter Kopfschmerz und oder Migräne.

In schwereren Fällen können auch Nervenwurzeln eingeklemmt sein, wodurch die Nerven einer ständigen (oder bewegungsabhängigen) Reizung ausgesetzt sind.

Je nachdem, welche Symptome durch das Klippel-Feil-Syndrom entstehen, sind die Einschränkungen und Beschwerden der Patienten geringer oder schwerwiegender. Neben dem bereits genannten Hochstand der Schultern und den Rippenanomalien kann es auch zur Gaumenspalte oder einer Deformation (Verformung) der Wirbelsäule oder einer Buckelbildung kommen, die dann häufig für weitere Bewegungseinschränkungen verantwortlich ist.

Behandlungschancen beim Klippel-Feil-Syndrom

Im Rahmen einer genauen Diagnostik stellt Michael Roggendorf zunächst fest, wie ausgeprägt diese Fehlbildung der Wirbelsäule ist und welche Symptome der Patient zeigt.

Die Behandlung richtet sich dann nach dem ganz individuellen Schweregrad der Fehlbildung. Übungen zur Kräftigung der Muskeln und Therapien, um die Haltung zu verbessern, stehen bei der Behandlung – die meist im Rahmen einer langfristigen Physiotherapie durchgeführt wird – im Vordergrund.

In einigen Fällen kann ein operativer Eingriff die Lebenssituation des Betroffenen verbessern und die Beschwerden lindern.

Michael Roggendorf steht Ihnen im Wirbelsäulenzentrum Friedrichshafen als erfahrener Orthopäde gern für eine ganz individuelle Beratung zur Verfügung.

Der Verlauf dieser Fehlbildung der Halswirbelsäule ist sehr unterschiedlich. Bei leichten Verschmelzungen der Wirbel können die Betroffenen mit wenigen Einschränkungen ein normales Leben führen. Schwerere Formen des Klippel-Feil-Syndroms ziehen viele Therapien und Behandlungen nach sich und häufig verstärken sich die Beschwerden der Patienten mit zunehmendem Alter.

Das echte Wirbelgleiten

Das echte Wirbelgleiten zeichnet sich durch eine Unterbrechung des Wirbelbogens aus. In den meisten Fällen ist der letzte Wirbel der Lendenwirbelsäule betroffen. Der Defekt des Wirbelbogens entsteht meistens während der Wachstumsphase der Wirbelsäule.

Wirbelgleiten: Was ist das?

Wenn ein Wirbelgleiten vorliegt, dann führt das zu einer Wirbelsäuleninstabilität. Ein Wirbel (in manchen Fällen sind auch mehrere Wirbel betroffen) rutscht dann über den darunterliegenden Wirbel und kann dadurch Nervenwurzeln einklemmen. Das führt bei den Betroffenen häufig zu starken Beschwerden. Je früher der Wirbelbogendefekt entsteht, desto schwerwiegender ist die daraus entstehende Fehlbildung.

Das hier beschriebene Wirbelgleiten geschieht ausschließlich in Bauchrichtung (Anterolisthesis).

Um das Wirbelgleiten besser spezifizieren zu können, gibt es eine Einteilung in Schweregrade.

  • Grad 1: Beim ersten Grad liegt nur eine kleine Verschiebung des Wirbels vor (unter 25 %). Diese Verschiebung verursacht nur selten Beschwerden, die dann eher unspezifisch und gering sind.
  • Grad 2: Die Verschiebung beim zweiten Grad beträgt ca. 25-50%. Auch in diesem Bereich sind die Beschwerden der Betroffenen wenig ausgeprägt.
  • Grad 3 und 4: Bei einer Verschiebung des Wirbels von 51-75% (bei Grad 3) oder über 75% (bei Grad 4) sind die Beschwerden stark und in den meisten Fällen behandlungsbedürftig.

Während die Diagnose eines echten Wirbelgleitens der Grade 1 und 2 häufig nur Zufallsbefunde sind, weil die Patienten diese Fehlbildung gar nicht weiter spüren, sind die Gleitwirbel der Spezifizierung von Grad 3 und 4 häufig schon durch die Befragung und eine körperliche Untersuchung der Patienten zu diagnostizieren. Entsprechende bildgebende Verfahren erhärten dann den Verdacht und schließen andere Gründe für die Symptome aus.

Symptome des Wirbelgleitens

Ab Grad 3 leiden die Betroffenen häufig unter starken Rückenschmerzen, die zunehmen, je stärker die Wirbelsäule im Alltag belastet wird. Das Gefühl von Steifheit oder Unbeweglichkeit kann ebenfalls ein Symptom des Wirbelgleitens sein.

In sehr schweren Fällen kann der Gleitwirbel den Wirbelkanal einengen (Spinalstenose) (LINK) oder die Nervenwurzeln einklemmen. Dadurch entstehen kribbelnde Beine und Missempfindungen wie Taubheitsgefühle in den Extremitäten.

Das echte Wirbelgleiten ist in den meisten Fällen nicht so stark ausgeprägt, dass die Betroffenen schwerwiegende Beschwerden haben. Dennoch ist es wichtig, dass bei unspezifischen Rückenschmerzen, über die Kinder oder Jugendliche klagen, eine genaue Diagnostik auch in Bezug auf ein echtes Wirbelgleiten stattfindet.

Wirbelgleiten: Behandlung

Patienten, die keine Beschwerden haben, benötigen auch keine Behandlung. Oft stößt der Orthopäde durch einen Zufall auf die Diagnose, ohne, dass der Patient etwas von dieser Fehlbildung bemerkt.

Treten jedoch Beschwerden auf, ist es wichtig, rechtzeitig mit einer konservativen Therapie zu beginnen. Denn durch spezielle Übungen und das Training der Muskeln und Gelenke der Wirbelsäule kann häufig verhindert werden, dass sich das Wirbelgleiten verschlimmert.

In schweren Fällen kann ein eine Operation notwendig sein. Hierbei wird der verrutschte Wirbel in seine eigentliche Position zurückgebracht und fixiert. Für den Patienten bedeutet dieser Eingriff, dass er mit der Versteifung der Wirbelsäule im betroffenen Bereich leben muss. Ob eine Operation also wirklich der richtige Weg ist, ist eine Einzelfallentscheidung, die Sie mit Ihrem Orthopäden Michael Roggendorf gemeinsam treffen sollten, nachdem alle Vor- und Nachteile in die Entscheidung einbezogen wurden.